Kopffüssler aus der Urzeit sind uns als Versteinerungen wohl bekannt. Etwa 1500 verschiedene Gattungen kennt die heutige Wissenschaft, sodass man vermuten kann, dass einst mehr als 30.000 Arten dieser Kopffüssler existierten. Eine Teilgruppe davon sind Ammoniten, die meistens als Steinkern und selten auch als fossile Schalen aus Aragonit (Ammolit) erhalten geblieben sind. Diese sekundär entstandenen Ammolite zeichnen sich durch einen opaleszierenden Glanz aus, der aus der Perlmuttschicht der Aragonitplättchen stammt und nicht zerstört wurde.
Leitfossilien für die Wissenschaft
Die Größe der bekannten Kopffüssler lag im ausgewachsenen Stadium nur bei etwa dreißig Zentimetern. Ein in der Oberpfalz gefundener Ammonit mit 35 cm Durchmesser wurde schon als „Riesenammonit“ gesehen. Bis in Norddeutschland ein wahrer Riese von etwa 1,80 Meter Schalendurchmesser gefunden wurde. Dieses Exemplar stammt aus der Oberkreide und lebte vor etwa 72 Millionen Jahren.
Vom Unterdevon bis zum Ende der Kreidezeit stellen Ammoniten die sogenannten „Leitfossilien“ dar, die über einen Zeitraum von 350 Millionen Jahre die Altersbestimmung verschiedener Gesteinsschichten möglich machen. Deshalb haben sie, auch wegen ihrer Vielfältigkeit, in der Paläontologie und Geologie eine große Bedeutung.
Bei keiner Fossilien-Sammlung dürfen Ammoniten fehlen und der Handel kann reichlich liefern. Beliebt ist auch das selbstständige Suchen nach Fossilien an geeigneten Orten, wie beispielsweise Steinbrüchen.
Ein Hobby ganz sicher mit Suchtpotenzial!
Woher stammt die Bezeichnung „Ammonit“?
Die Bezeichnung „Ammonit“ bezieht sich auf die Hörner des altägyptischen Sonnengottes Amun-Re, der in urägyptischen Darstellungen die Gestalt eines Widders hat. Später erhält er ein menschliches Gesicht mit Widderhörnern. Da die Versteinerungen von Kopffüsslern an die Hörner des Götterkönigs erinnern, erhielten sie in der Antike von den Griechen und Römern den Namen „Ammonis cornua„, Ammons Hörner. Wobei der ägyptische Ammon mit dem griechischen Zeus und römischen Jupiter gleichgesetzt wurde.
Höchstwahrscheinlich waren in der Antike jedoch nicht die heute so bezeichneten Ammoniten gemeint, sondern fossile Schnecken. Die Bestandteile wissenschaftlicher Bezeichnungen für Ammoniten-Gattungen und Ammoniten-Familien verweisen aber auch auf das griechische Wort für Horn (…ceras, …ceratidae) und haben somit denselben Bezugspunkt.
Eine logarithmische Spirale aus der Natur
Das Gehäuse, in dem die ausgestorbenen Kopffüssler lebten, hat die Grundform einer Spirale. Mathematisch berechnet, folgt sie logarithmischen Gesetzen. Dies bedeutet, dass bei jeder Umdrehung um den Mittelpunkt oder Pol der Spirale der Abstand davor verdoppelt wird. So wie viele Blüten, beispielsweise den Regeln des „Goldenen Schnitts“ entsprechen, der auch in der menschlichen Gestaltung, Architektur und Kunst eine Rolle spielt, so folgt die Spirale der Ammoniten ebenfalls „Goldenen Regeln“.
Die Spirale ist eine universelle Grundform, die in kosmischen Spiralnebeln ihre außerirdische Dimension zeigt. Die logarithmische Spirale wird wegen ihrer berechenbaren, mathematischen Gesetzfolge auch „Goldene Spirale“ oder „Spira mirabilis“… Wunderspirale genannt.
Wie entsteht das Gehäuse eines Ammoniten?
Die fossilen Gehäuse von Ammoniten sind wahre Wunderwerke der Natur. Bis heute sind die einzelnen Bildungsprozesse auch im Inneren der verschiedenen Kammersysteme von der Wissenschaft nicht gänzlich geklärt. Einiges beruht auf Vermutungen, die bisher nicht völlig nachgewiesen werden konnten. Die sehr komplexe Gehäusebildung kann hier deshalb nur grob umrissen werden.
Calciumcarbonat ist die Grundlage
Das Gehäuse von Ammoniten besteht vor allem aus Calciumcarbonat, das in natürlicher, modifizierter Form von Aragonit vorliegt. Wie bei fast allen Vertretern der Weichtiere (Mollusken, wie Schnecken und Muscheln) sind auch bei Ammoniten die Gehäusewände aus mehreren Schichten aufgebaut.
Eine organische Matrize für den äußeren Schutz
Für den Prozess der Schalenbildung liefert eine organische Schicht, „Periostracum“ genannt, die Vorlage. Hier sind schon alle späteren Rippen, Knoten und Ornamente des Gehäuses organisch vorhanden. Unter dieses Periostracum legt sich eine sehr dünne mineralische Schicht und bildet eine äußere Prismenschicht, das sog. Außenostrakum. Dabei sind die feinen, stängeligen Aragonitkristalle je nach Sektor radial-strahlig oder senkrecht zur Wandung des Gehäuses ausgerichtet.
In der zweiten „Beschichtungsphase“ entsteht eine Perlmuttschicht, die von einer Vielzahl an winzigen, hauchdünnen Aragonitplättchen gebildet wird. Diese mikroskopisch kleinen Plättchen sind so aufeinander geschichtet, dass sich das Licht in den sechseckigen winzigen „Prismen“ bricht und sich Spektralfarben zeigen. So entsteht das typische Schillern des Perlmutts.
Zuletzt erfolgt eine dritte Mineralisierung im Inneren des Gehäuses. Das sogenannte Innenostrakum ist die letzte Schalenlage, deren Prismenschicht teilweise sehr unterschiedlich sein kann, je nach Aufbau und Funktion.
Kammern für das Innenleben des Kopffüsslers
Wenn man ein Ammonit-Gehäuse senkrecht zerteilt, sodass die beiden Spiralhälften erhalten bleiben, werden die einzelnen inneren Kammern sichtbar. Die Scheidewände (Septen) dieser oft recht unterschiedlichen Kammern sind, wie die Schale auch, aus Perlmutt und bilden das sog. Phragmokon. Es wird vermutet, dass auch für die „Innengestaltung“ eine organische Vorlage existierte, die anschließend ebenfalls eine Perlmuttschicht erhielt.
Die übliche Erhaltungsform von Ammoniten ist der natürlich entstandene Steinkern, der ein Abguss des Innenlebens des Gehäuses ist. Je älter ein Fossil, um so wahrscheinlicher ist eine völlige Zerstörung des Perlmuttgehäuses durch eine sedimentäre Gesteinsbildung, denn Aragonit ist relativ leicht löslich. Deshalb sind vor allem diese Steinkerne erhalten geblieben, die durch ihre verschiedenen Zeichnungen den Aufbau der Innenwände nachvollziehbar machen.
Der seltene Ammolit
Falls eine Aragonit-Schale mehrere 100 Millionen Jahre überdauert hat, müssen die Bedingungen über diese lange Zeit besonders günstig gewesen sein. Nur sehr selten kann man deshalb Ammoniten finden, deren Perlmuttglanz noch als Ammolit erhalten ist. Diese Raritäten sind opaleszierende Ammoniten besonderer Schönheit.
Ammolit aus den Rockies
Ein seltener opaleszierender Schmuckstein aus beispielsweise den Rocky Mountains hat sich aus den Überresten von Ammoniten gebildet. Hier wurde die dünne Aragonitschicht der Schale durch wasserundurchlässige Vulkanasche abgedeckt und so vor der Auflösung bewahrt. Während der Gesteinsbildung bei niederen Temperaturen und Drücken konnten Mineralien und Spurenelemente, wie Eisen und Magnesium in die Schale eindringen. Der entstandene Ammolit besteht hauptsächlich aus Aragonit, der aus der urzeitlichen Perlmuttschale stammt. Weitere Bestandteile sind Calcit, Quarzit und auch Pyrit, sowie verschiedene Mineralien.
Charakeristika des Ammolits
Wie der Aragonit selbst, gehört auch der Ammolit zum rhombischen Kristallsystem. Seine Mohshärte ist allerdings bis 5,5 und Dichte bis 2,85 Gramm pro Kubikzentimeter höher, als die des Aragonits.
Einige Ammolite zeigen unter UV-Licht eine gelbgrüne Fluoreszenz und aufgrund der ehemaligen Perlmuttschicht-Strukturen entstehen optisch verschieden schillernde Farbeindrücke, die jedoch keine echte substanzielle Eigenfarbe darstellen. Je nach Dicke dieser noch vorhandenen Schichten entstehen bei Lichteinfall durch Interferenz opalisierende Effekte. Bei einer Interferenz überlagern sich mindestens zwei verschiedene Lichtwellen so, dass durch deren Addition eine neue Ausrichtung der Wellen und dadurch ein anderer Farbeindruck entsteht.
Dabei zeigen dickere Ammolit-Schichten die Primärfarbe Rot und deren Komplementärfarbe Grün als Interferenz-Farben, während dünne Schichten die Primärfarben Blau und Gelbtöne als optischen Eindruck liefern. So entsteht ein Farbeindruck, wie man ihn auch auf einer Öloberfläche und bei Seifenblasen erkennen kann.
Die dünnen Ammolit-Schichten wurden meistens durch überlagernde Sedimentschichten flach auf eine Gesteinsunterlage (z.B. Kalkstein oder Schiefer) gepresst, sodass oft eine rissige Textur entstand. Ammolite aus tieferen Gesteinsschichten können allerdings auch völlig makellos glatt sein.
Neben der Bezeichnung Ammolit, sind auch die Handelsnamen Calcentin und Korit üblich.
Fundorte und Synonyme von Ammolit
Kanada besitzt in seiner Provinz Alberta eines der Hauptvorkommen des seltenen Ammolits. Aber das Gebiet erstreckt sich über die kanadische Provinz Saskatchewan bis nach Montana der USA. Die beste Edelstein-Qualität befindet sich jedoch vor allem in den Rocky Mountains im Süden Albertas.
Madagaskar, Russland und England besitzen ebenfalls einige Vorkommen.
Neben der Bezeichnung Ammolit, sind auch die Handelsnamen Calcentin und Korit üblich.
Traditionelle Verwendung von Ammolit
Eine längere Tradition kann der Ammolit nicht wirklich nachweisen. Bei indigenen Stämmen in Amerika war er ein Stein mit magischen Kräften, der bei der Büffeljagd Erfolg versprach. Medizinmänner verwendeten Ammolite in Heilritualen.
Aber wahrgenommen wurde dieser heute seltenste, biogene Schmuckstein (rarer als Bernstein und Perlen) erst, als in den 1970er Jahren die ersten kleinen Lieferungen von Amerika nach Europa kamen. Im Jahre 1981 begann mit dem professionellen Abbau auch die allgemeine Markteinführung. Seit 2004 gehört der seltene Ammolit in Kanada offiziell zu den Edelsteinen der Provinz Alberta.
Ende der 1990er Jahre erlangte der Ammolit im chinesischen „Feng Shui“ eine größere Bedeutung. Er sollte sich positiv auf den Energiefluss im Körper auswirken und versprach Gesundheit und Weisheit. Japan und Kanada haben bis heute den größten Marktanteil, da die Nachfrage dort am höchsten ist. Ammolit wird sowohl in der Juwelierbranche, als auch in der Kunstszene verarbeitet.
Ammolit als Schmuckstein
Der seltenste Schmuckstein organischen Ursprungs ist eindeutig der Ammolit. Hier können Bernsteine und Perlen nicht mithalten. Dementsprechend teuer werden diese Raritäten gehandelt.
Verarbeitung nur durch Spezialisten
Da Ammolit jedoch nur eine mittlere Mohshärte von maximal 5,5 aufweisen kann, ist seine Verarbeitung als Schmuckstein nicht ganz einfach. Nur Experten können mit diesem empfindliche Stein umgehen. Damit die oft raue Oberfläche schöner schillert, muss sie durch fachkundige Hände vorsichtig poliert werden. Ein Harzüberzug sorgt dabei für eine gewünschte Stabilisierung der zarten Blättchen des Ammolit-Steins, außerdem wird der Farbausdruck gesteigert.
Ein sehr empfindlicher „Edelstein“
Nur sehr wenige Ammolite haben die entsprechende Dicke und Qualität, dass außer einem geeigneten Zuschnitt und dem glättenden Polieren, keine weiteren Bearbeitungsschritte notwendig sind. Obwohl die opaleszierende Schicht gänzlich mineralisiert vorliegt und keine Wassereinschlüsse mehr vorhanden sind, wie bei Opalen, bleibt Ammolit sehr empfindlich. Schon der allgegenwärtige Staub kann seine zerkratzenden Spuren auf der nur maximal 5,5 harten Oberfläche hinterlassen. Staubbestandteile und winzige Sandkörnchen bestehen aus Quarz, und Quarz besitzt eine Mohshärte von 7.
Dazu kommen die sehr dünnen Blättchen, aus denen die Ammolitschichten bestehen. Auch hier ist die Gefahr gegeben, dass sie mit der Zeit abblättern. Deshalb ist es verständlich, dass fast alle Ammolite in stabilisierter Form vorliegen, damit ihre Schönheit möglichst lange erhalten bleibt. Diese Imprägnierung wurde im Jahre 1989 auf dem Markt eingeführt und macht es möglich, dass wesentlich mehr farbenprächtige Ammolite seither erhältlich sind.
Dubletten und Tripletten sind die Regel
Sehr selten sind Ammolite, die mit ihrer eigenen, natürlichen Gesteinsmatrix dick genug für eine Schmuckstein-Verarbeitung sind. In den aller meisten Fällen sind die opalisierenden Schichten so dünn, dass sie nur in Dubletten-Form überleben können. Als stabilisierende Basis dient hier einfarbiges, dunkles Gestein wie beispielsweise schwarzer Onyx, oder auch nur einfaches Glas.
Sehr beanspruchte Schmuckstücke, wie Fingerringe, erhalten üblicherweise eine weitere abdeckende, schützende, durchsichtige Schicht obenauf, sodass sog. Tripletten entstehen. Hier kommt klarer, synthetischer Spinell, Korund, Quarz oder Glas zum Einsatz. Eine „Cabochon-Kappe“ verbessert außerdem das Farbenspiel durch seine konvexe Form.
Wie pflegt man dieses „Sensibelchen“
Wie bei den meisten Edel- und Schmucksteinen sollte auch hier nur möglichst „weiches“, lauwarmes Wasser zum Einsatz kommen. Eine Ultraschall-Reinigung kann den empfindlichen Stein mindestens beschädigen oder gar völlig zerstören und kommt deshalb bei keinem Ammolit in Frage.
Besonders wertvolle Ammolite
Die Qualität macht bei jedem Edelstein auch seinen Wert aus. Beim seltenen Ammolit gibt es natürlich ebenfalls verschiedene Qualitätsabstufungen.
Farbliche Raritäten
Die teuersten Steine zeigen entweder eine einzige schöne helle Farbe oder zwei bis drei gleichmäßig verteilte verschiedene Farbtöne. Die Kombination Rot und Grün kommt dabei am häufigsten vor. Raritäten unter den Raritäten sind dagegen die Farben Purpur, Blau und Gelb.
Farbenspiel je nach Betrachtungswinkel
Das opaleszierende Farbenspiel erreicht bei besonders schönen Steinen einen Winkelbereich von ganzen 360 Grad. Das bedeutet, egal von wo man schaut, ändert sich der Farbeindruck immer wieder. Hierbei ist es von Vorteil, wenn die Cabochon-Oberfläche möglichst keine rissige Textur zeigt. Glatte Flächen erzeugen ein besseres Farbenspiel und sind deshalb auch wertvoller.
Helle, leuchtende Farben ergeben sich, wenn noch genug der ursprünglichen Perlmuttschicht vorhanden ist. Aber auch die Anordnung der Aragonit-Plättchen und die Politur spielen hier eine Rolle.
Dublette, Triplette oder Imitation?
Ammolit wird selten gefälscht, da seine Erkennungsmerkmale nur schwer zu imitieren sind. Dubletten und Tripletten sind leicht mit der Lupe zuerkennen, wenn sie nicht in ein Schmuckstück gefasst sind. Von der Seite betrachtet, kann man gut die verschiedenen Schichten unterscheiden.
Die besten Nachahmungen entstehen mit den Perlmuttschalen der sog. „Seeohren“, eine große Schneckenart, die auch Meerohr, Abalone oder Irismuschel heisst. Deren Schaleninnenseite besitzt eine schöne, reich-schillernde Perlmuttschicht, die sich für Ammolit-Imitate eignet. Perlmutt-Dubletten von Seeohr-Schalen sind jedoch unter dem Mikroskop deutlich anders in ihrer inneren, farblichen Wirkung. Spuren von Färbemittel und Luftbläschen verraten das Imitat. Auch ist der Perlmuttglanz dieser Schalen nicht so glasig, wie der eines echten Ammolits.
Der Ammolit in der Steinheilkunde
Da eine lange Tradition als Heilstein hier fehlt, kann sich die moderne Steinheilkunde nur auf jüngere Erfahrungen stützen. Ammolit steht somit für Anziehungskraft und verführerische Anreize auch im ästhetischen Empfinden. Der Herzrhythmus und Zellstoffwechsel, sowie der Energieumsatz sollen sich normalisieren… und wer seine eigene Würde verteidigt und dadurch im Einklang mit sich und seiner Umgebung lebt, stärkt automatisch sein Herz und harmonisiert sein Gefühlsleben.
In Japan dient der Ammolit oft auch als Ersatz, für den noch selteneren schwarzen Opal, den man im Feng Shui besonders gerne verwendet. Eine sog. „Drachenschuppe“ sollte möglichst die drei Farben Rubinrot, Smaragdgrün und Bernsteingelb kombinieren, damit sich Wachstum, Weisheit und Gesundheit einstellen. Ammolit soll hier einen großen Einfluss auf die körperliche und seelische Gesundheit entfalten, indem der Energiefluss angeregt und der Körper entgiftet wird.
Wer also einen raren, echten Ammolit erwerben kann, sollte ihn möglichst pfleglich behandeln und seine Wirkungen auf Körper, Seele und Geist austesten:)