Berühmte Perlen und ihre Geschichte

Perlen zählen zu den kostbarsten, aber auch ältesten Schmuckstücken der Menschen. Um einige besondere Exemplare ranken sich fragwürdige Geschichten, amüsante Episoden und symbolträchtige Legenden. Besonders große, heute noch erhalten gebliebene, berühmte Perlen tragen einen Namen und haben oft auch eine dementsprechende Vergangenheit. Meistens ist diese mit berühmten, historischen Frauengestalten verbunden, denn Perlen und Frauen gehörten scheinbar immer schon zusammen. Allerdings sind ebenso bekannte, historisch bedeutsame Männer in das Thema „Perlen“ involviert.

Auch wenn Perlen vor allem im Mittelalter als Machtsymbol auch von Männern getragen wurden, zeigen alte, antike Aufzeichnungen, dass schon früh manche Frau den Perlen nahezu verfallen war.

Die berühmten Perlen der Kleopatra VII.

Das Gastmahl für Antonius sollte ganz besonders teuer ausfallen, denn die schöne, verführerische Kleopatra hatte mit ihm gewettet. So zumindest behauptete Plinius der Ältere, um den politischen Gegner Octavians und seine „königliche Hure“ in ein möglichst schlechtes Licht zu stellen. Verschwendungssucht war hier eine willkommene Diffamierung. Allerdings könnte sich diese politisch unbedeutende Episode auch genau so abgespielt haben.

Nach einem Gastmahl für den Geliebten Marcus Antonius, soll Kleopatra sich verächtlich über das „bescheidene“ Mahl geäußert haben. Ungläubig darüber, dass das vergangene noch zu toppen sei, lässt sich Antonius auf eine Wette ein. Das folgende Bankette der Gastgeberin fällt zwar wie immer opulent aus, aber nicht besonders teurer und luxuriöser als die vorangegangenen. Antonius hält sich schon für den Sieger, als Kleopatra ihr Ass aus dem Ärmel zieht… oder besser gesagt, eine ihrer beiden großen Perlen ihrer Ohrringe.
Diese zwei Perlen sollen die größten und teuersten ihrer Zeit gewesen sein.

Der zweite Gang des Mahls besteht nun aus einer Schale Essig, in dem die ägyptische Königin eine dieser wertvollen Perlen auflöst. Vor den entsetzten Augen der Anwesenden trinkt sie danach den Perlen-Essig. Damit sie nicht auch noch die zweite Kostbarkeit zerstört, wird sie schnell zur Siegerin der Wette erklärt. So soll wenigstens eine der kostbarsten Perlen dieses Bankette überstanden hat.

Perlen als Luxusgut für reiche, römische Frauen

Vor 2000 Jahren ernannte der römische Kaiser Caligula sein Lieblingspferd Incitatus nicht nur zum Senator, er schmückte es außerdem auch mit Perlen. Selbst Caligulas dritte Frau wird als eher peinlich anmutende „Perlenfanatikerin“ beschrieben, die sich auch zu informellen Anlässen üppig mit Perlen und Edelsteinen behängte. Die Quittungen der Perlen- und Schmuckhändler soll sie immer bei sich getragen haben. So konnte jeder sehen, wie wertvoll ihre Staffage war.

Doch Eitelkeit ist ansteckend. Schließlich wetterten Gelehrte und Theologen allgemein gegen die „Perlensucht“ der reichen Römerinnen, die „ganze Wälder und Inseln“ in Form von Perlenketten und Schmuck am Körper trugen.

Große Perlen im Ohr zu tragen war zur Kaiserzeit in Rom inzwischen so populär geworden, dass sogar Prostituierte sich damit schmückten. Damit es diesbezüglich keine Verwechslungen gab, trugen edle, römische Damen aus höheren Ständen zwei bis drei tropfen- oder birnenförmige Perlen als Ohrgehänge. Diese sogenannten „Respektperlen“ forderten eine standesgemäße Behandlung beim Gegenüber ein.

„La Regente“ – ein Geschenk von Napoleon I.

 

Zur Geburt seines Sohnes Napoleon Franz Bonaparte verschenkte der französische Kaiser Napoleon I. eine der größten Perlen der Welt an seine Geliebte und zweite Frau Joséphine. Ganze 337 Grain bringt diese Kostbarkeit auf die Waage. Nachdem „La Regente“ jahrelang ein Teil des französischen Kronschatzes gewesen war, wurde die Perle im Jahre 1887 von dem russischen Goldschmied und Juwelier Fabergé erworben. Dieser verkaufte die Seltenheit an die russische Fürstin Jussupowa weiter, die als Perlensammlerin bekannt war. Zu ihrem enormen Vermögen zählte auch die weltberühmte Perle „Le Pelegrina„.

„La Regente“ gehörte später zusammen mit einigen, wenigen Schmuckstücken zu den einzigen Schätzen, die durch ihren Sohn, Fürst Felix auf der Flucht aus Russland gerettet werden konnten. Nach dem Verkauf von „La Regente“, konnte der Fürst allein durch deren Erlös mehrere Jahre gut leben.

Im Jahre 2005 erscheint die Perle erstmals wieder auf einer Auktion und erzielt die unglaubliche Summe von 2,1 Millionen Euro. Bis zum Jahre 2011 blieb sie damit die teuerste Perle der Welt.

„Le Pelegrina“ – Die Pilgerin

Die 133,16 Grain schwere Perle hat eine birnenförmige Gestalt und war einst im Besitz der russischen Fürstenfamilie Jussupowa. Aus dem katalanischen übersetzt bedeutet „pelegrinar“ Pilger oder Wanderer. „Le Pelegrina“ soll von einer Insel im Golf von Panama stammen und im 16. Jahrhundert als Ausbeute der spanischen Kolonie schließlich nach Spanien gelangt sein.

Aus Panama nach Spanien und Frankreich

Im Jahre 1660 erhält Maria Teresa von ihrem Vater Philipp IV. „La Pelegrina“ als Hochzeitsgeschenk. So gelangt die Perle an den französischen Hof. Die Hochadlige Maria Teresa aus Spanien ist 23 Jahre mit dem französischen König Ludwig XIV. verheiratet, der sie als politisches „Friedenspfand“ zwischen Spanien und Frankreich zur Frau nimmt. Als sie mit nur 44 Jahren stirbt, wird „Le Pelegrina“ ein Teil des Kronschatzes. Vermutlich wurde sie später während der französischen Revolution im Jahre 1792 zusammen mit dem restlichen französischen Kronschatz gestohlen.

Aus dem Irgendwo nach Russland und zurück nach Frankreich

Erst Anfang des 19. Jahrhunderts taucht die Perle wieder auf und wird in den zwanziger Jahren von der reichen, russischen Fürstenfamilie Jussupowa erstanden. Es existiert ein Portrait-Gemälde der Fürstin Sinaida Jussupowa mit „Le Pelegrina“ als Glanzstück an einer langen Perlenkette. Neben der oben erwähnten „La Regente“, konnte auch „Le Pelegrina“ durch Fürst Felix Jussupowa, während der russischen Revolution, aus Russland herausgeschmuggelt werden. Erst im Jahre 1953 trennt sich der Fürst auch von seinem größten Schatz und verkauft „Le Pelegrina“ an einen Genfer Juwelier.

Im Jahre 1987 wurde „Le Pelegrina“ für 463.800 US-Dollar in Genf von Christie´s versteigert und ist seither in Privatbesitz.

„La Peregrina“ die berühmteste „Pilgerin“ der Welt

Diese Perle ist zwar nicht so groß wie „La Regente“ (337 Grain), aber mit ihren 203,8 Grain (etwa 13,2 Gramm) doch deutlich größer als „Le Pelegrina“, mit der sie jedoch einige Gemeinsamkeiten hat.

Auch „La Peregrina“ soll aus den Gewässern des Golfs von Panama stammen und im 16. Jahrhundert durch den Verwalter Panamas dem spanischen König Philipp II. ausgehändigt worden sein. „Peregrina“ bedeutet aus dem spanischen übersetzt ebenfalls „Pilger“ oder „Wanderer“ und die Geschichten ranken sich um diese Perle bis ins 20. Jahrhundert.

Aus Panama nach Spanien

Ursprünglich stammt auch „La Peregrina“ aus dem spanischen Kronjuwelen-Schatz und wurde von den spanischen Königinnen gerne als Schmuckstück getragen. Portrait-Gemälde der Königinnen von namhaften spanischen Malern, wie Velázquez oder Rubens bezeugen dies.

Aus Spanien nach Frankreich

Nachdem sich Napoleon Bonaparte im Jahre 1804 zum Kaiser der Franzosen gekrönt hatte, ernannte er seinen Bruder Joseph vier Jahre später zum König von Spanien. Als dieser jedoch im Jahre 1813 während der Napoleonischen Kriege aus Spanien vertrieben wurde, ließ er einige Schmuckstücke aus der Schatzkammer mitgehen. Darunter befand sich auch die wunderschöne Perle „La Peregrina“. So gelangte die spanische Perle aus Panama in französischen Staatsbesitz.

Aus Frankreich nach England

In den Jahren 1870/71 nahm Napoleon III. die Perle schließlich mit in sein Exil nach England und veräußerte sie dort an den Adligen James Hamilton, 1. Herzog von Avercorn. Dieser wiederum verschenkte „La Peregrina“ an seine Frau Louisa. So schließt sich der Kreis erneut und „Perle und Frau“ oder „Frau und Perle“ finden zusammen.

Erst im Jahre 1969 wird die Perle „La Peregrina“ eine absolute Weltberühmheit, als sie in den Besitz des Hollywoodstars Richard Burton übergeht. Die 37.000 US-Dollar, die Burton damals zahlte, entsprechen heute einer Summe von etwa 300.000 US-Dollar.

Eine Liebesgabe an Elizabeth Taylor

Auch hier ist eine Frau die Beschenkte, deren Berühmtheit damals zur verschenkten Perle vergleichbar war. Jeder kannte die „Cleopatra-Darstellerin“ Elizabeth Taylor und ihren „Marcus Antonius“ Richard Burton aus dem opulentesten und damals teuersten Monumentalfilm Hollywoods aus dem Jahre 1963. Das „Skandale-Liebespaar“ würde noch viele private Liebesstreitereien recht öffentlich austragen, mehrmals sich scheiden lassen und wieder heiraten, aber auch schauspielerische Hochleistungen in hochkarätigen Verfilmungen präsentieren.

Eine Episode aus Taylors Buch „My Love Affair with Jewelry“ aus dem Jahre 2002, hat sich in etwa folgendermaßen zugetragen:

Liz Taylor ließ das teure Geschenk von Burton 1972 bei Cartier in ein Collier mit Diamanten und Rubinen einfügen, das die Schmuckliebhaberin nicht nur zu großen Anlässen gerne trug. Eines Tages bemerkte die Schauspielerin in einer Hotelsuite in Las Vegas, dass „La Peregrina“ verschwunden war. Die Suche nach der Perle blieb erfolglos, bis die schon ganz verzweifelte Liz auch im Maul ihres Hundewelpen nachschaute, der offensichtlich auf irgendetwas herum kaute. Zum Glück konnte die „perfekteste Perle der Welt“ ohne Kratzer geborgen werden.

Bis zu ihrem Tod würde sich Liz Taylor von dieser Liebesgabe ihrer großen „Crazy Love“ nicht trennen. Im Jahre 2011 wurde das Collier mit „La Peregrina“ bei Christie´s für 10,5 Millionen US-Dollar versteigert und befindet sich nun in Privatbesitz.

Azra – die schwarze Orient-Perle

Diese berühmte schwarze Orient-Perle befindet sich als Herzstück in einer Kette der russischen Kronjuwelen. Man schätzt, dass in etwa 15.000 Perlmuscheln in der Natur nur einmal diese Besonderheit heranwächst.

Eine Legende

Der polynesische Gott des Friedens und der Fruchtbarkeit, „Oro“, soll aus Liebe zu der schönen Prinzessin der Insel Bora-Bora über einem Regenbogen auf die Erde herabgestiegen sein. Als Geschenk brachte er der Menschheit eine Perlmuschel. Seither sind Perlen besondere Liebesgaben an Frauen, deren Herz ein Mann erobern möchte.

Eine poetische Vorstellung

Im alten Indien glaubte man, dass Perlmuscheln durch Tau befruchtet werden und daraus dann Perlen entstehen. Hier könnte man eine Analogie zur späteren mittelalterlichen Verbindung der Perle zu Reinheit und zur „unbefleckten“ Empfängnis und Jungfräulichkeit der Maria im Neuen Testament erkennen. Erstaunlicherweise wird die Perle in keiner Kultur als Produkt von Verletzungen betrachtet, außer beim Vergleich mit „Tränen“.

Lesetipp-Beitrag: „Perlen – die Tränen der Muscheln“

Berühmte Kunstwerke mit „Perlen“

Das Tragen von Perlenschmuck war vor allem Königen und Königinnen vorbehalten. Außerdem konnten nur Adlige ein teures Gemälde von sich selbst bezahlen. Deshalb sind hauptsächlich „Dokumente“ von Perlen und ihren Trägerinnen aus den oberen Ständen heute noch erhalten. Ein beeindruckendes Beispiel ist ein bekanntes Portrait der russischen Fürstin Sinaida Jussupowa mit der damals schon berühmten „Le Pelegrina“ an einer Perlenkette, diagonal über die Brust getragen.

„Das Mädchen mit dem Perlenohrring“

Der holländische Maler Jan Vermeer van Delft gehört zu den Künstlern des Barocks, deren Werke sich auch mit den Menschen und Geschehnissen des Alltags in ihren Werken auseinandersetzten. So sind Jan Vermeers „Dienstmagd mit dem Milchkrug“ (1658) und „Briefleserin am offenen Fenster“ (1659) bekannte Beispiele.

„Die Perlenwägerin“ von 1665 zeigt eine Frau aus dem Volk mit wertvollen Perlen, aber Vermeers berühmtestes Gemälde dürfte inzwischen „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ sein. Dieses Bildnis einer jungen Frau mit einer turbanähnlichen Kopfbedeckung und einem auffallenden Ohrgehänge entstand in den Jahren 1665 bis 1667. Doch erneut bekannt wurde dieses Gemälde den jüngeren Generationen, als im Jahre 2003 eine Verfilmung des britischen Regisseurs Peter Webber über den Maler Jan Vermeer mit dem gleichnamigen Titel in die Kinos kam. Der Roman „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ von Tracy Chevalier aus dem Jahre 2001 bildet für den Film die fiktive Grundlage. Hier wird das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge zur Dienstmagd der Künstlerfamilie Vermeer. Nicht nur wegen seiner Besetzung (Scarlett Johanssen und Colin Firth) erregte der Film großes Aufsehen. Besonders die Ausstattung, Farbgebung und Lichtverhältnisse „malen“ ein atmosphärisch lebendiges Genregemälde dieser Epoche.

Berühmte Perlen, die nicht echt sind

Zum Abschluss soll noch eine weltberühmte Perlenträgerin erwähnt werden, die Perlen allzeit für „angemessen“ hielt. Die Rede ist von Jackie Kennedy. Die Ehefrau des Präsidenten John F. Kennedy war als „First Lady“ eine Modeikone ihrer Zeit. Allerdings trug sie gerne ganz bewusst unechten Perlenschmuck. Eine ihrer gern getragenen „Perlenketten“ mit einem Neukaufpreis von nur 35 US-Dollar wurde zwei Jahre nach ihrem Tod im Jahre 1994 für sagenhafte 211.500 US-Dollar versteigert. Dieses Beispiel zeigt, dass Perlen nicht echt sein müssen, um teuer zu sein.